5. Haid-Glockner-Haid 1000 km Brevet – Tag 3

5. Haid-Glockner-Haid 1000 km Brevet – Tag 3

5. Haid-Glockner-Haid 1000 km Brevet – Tag 3

1000km-Brevet-Tagebuch Tag 3 – Sonntag, 17.06.2018
Strecke: Kaindorf – Schwarzau im Gebirge – Kalte Kuchl – Mariazell – Losenstein – Sierning – Ansfelden (ca. 325km, ca. 3700hm, unterwegs von 05:00 – 20:15)
Wetter: besser geht’s nicht!
Zusammenfassung: Eine Lokomotive zieht uns Richtung Ziel, der Hintern macht sich bemerkbar und die Ungeduld auf das Ende wird größer!

Diesmal schaffte ich es rechtzeitig um 05:00 Uhr wieder am Startpunkt Hotel und Gasthof-Restaurant Steirerrast zu sein. Ich hab 15 min mehr als am Vortag eingeplant ??. Gleich nach Kaindorf nahm uns die nun wieder hügeliger werdende Strecke zurück nach Niederösterreich mit einem schönen Anstieg zum Warmwerden wieder in Empfang. Es war ein schönes Gefühl uns die Morgensonne direkt ins Gesicht scheinen zu lassen.

Doch auf dem Weg nach Niederösterreich hatten wir noch ein paar Aufgaben in Form von Höhenmetern zu lösen. Erstmal der Anstieg auf der Wechsel-Bundesstraße nach Mönichkirchen (knapp 1000hm) danach über einen Ausläufer des Semmerings von Otterthal über Schlagl (300hm). Es war in der Früh noch sehr wenig Verkehr und wir konnten bergauf tlw. nebeneinander fahren und unsere Gedanken austauschen. Die schönen Tal-Abfahrten mit teils engen Kehren machen den Energie-Einsatz mehr als wett. Von Gloggnitz folgen wir dem Lauf der Schwarza über Naßwald und Schwarzau im Gebirge. Die sehr wellige Straße und der Fluß kämpfen förmlich um den Platz im engen Schwarza-Tal.

Die nächste Kontrollstelle 10 Gasthaus Raurakl-Alm erreichten wir nach 110km. Die Raurakl-Wirtin hatte extra nur für uns offen und umsorgte uns bestens mit Getränken, Suppen und anderen kleinen Speisen. Einem Teil unseres Teams gefiel es dort so gut, dass sie beschlossen, noch etwas länger für ein frühes Mittagessen zu bleiben. Dort trafen wir auch Ferdinand, der uns informierte, dass die Straße ab Weyer, die wir am Nachmittag passieren sollten, asphaltiert wird und deshalb gesperrt ist. Er zeigte uns auf einer Karte die Alternativ-Route über den Ennstal-Radweg.

Nach jeder kurzen oder auch längeren Pause signalisierte mein Hintern mit Höllen-Schmerzen, dass ich ihn nicht gut behandelt habe. Seit dem Nachtmittag des 2. Tages spürte ich meinen Allerwertesten in qualvoller Weise und am Vorabend bei der Körperpflege sah ich zwei riesige offene Scheuerblasen genau an den Kontakt-Stellen mit dem Sattel. Ich hätte diesem wichtigen Stück Körper wohl mehr Beachtung schenken und auch unterwegs „schmieren“ sollen. Was soll’s, ist nicht mehr änderbar, da muss ich durch … Unser Körper ist aber Gottseidank ein Wunderding! Einige Minuten nach dem Wieder-Anfahren wird der Schmerz deutlich weniger, da der Körper selber Schmerzmittel ausschüttet. Deshalb meine Devise für heute: „So wenig und kurze Pausen wie möglich!“

Weiter geht’s! Bei Kalte Kuchl gelangten wir zur Strecke des 600er-Brevets 4 Wochen zuvor, deren Verlauf wir dann großteils auch heute folgen. Für mich ist diese Strecke aber heute trotzdem Neuland, da ich beim 600er hier in der Nacht bei Neumond, Bewölkung und tlw. Regen gefahren bin, also gar nichts davon mitbekommen habe. Nächste Kontrollstelle Hotel Himmelreich in Mariazell ca. 50km entfernt ist das Zwischenziel.

Seit dem Vortag ab der Kontrollstelle Unterpurkla haben wir Team-Zuwachs bekommen: Josef S. – genannt „Sepp“! Er ist ein sehr starker Radler und hat immer wieder gern die Führungsarbeit übernommen. Auch heute war er unverhältnismässig oft vorn an der Spitze, was uns anderen überhaupt nichts ausmachte. Jeder Radler weiß, dass zwischen „vorne und hinten fahren“ ein massiver Unterschied der zu erbringenden Leistung besteht (mind. 40-50 Watt).

Die vielen zusätzlichen Höhenmeter von Kalte Kuchl über St. Aegyd am Neuwald und den Lahnsattel bis Mariazell konnte ich – genauso wie das ganze Team – sehr gut bewältigen und hatte hier meine beste Zeit des Tages. In Mariazell gönnten wir uns eine längere Pause zum Essen und dort komplettierte sich das Team wieder. Irgendwie war in meinem Kopf „wenn ich mal in Mariazell bin, hab ich es fast geschafft!“. Der Blick auf den KM-Stand sagte anderes. Es lagen noch immer ca. 160 km vor uns – „ein kurzes 200er-Brevet noch“ war die Devise. Und weiter ging’s ab Gußwerk für mehr als 60 km entlang der Salza bis sie bei Großreifling in die Enns mündet. Entlang dieser Strecke konnte man eine Menge Wildwasser-Sportler sehen, die ihre Kajaks zum Fluß schleppten und sich wohl schon auf eine rasante Fahrt auf/in der Salza freuten. Irgendwo unterwegs nach Wildalpen übernahm ich wieder mal die Vorfahrt und durch durch ein Kommunikationsproblem trennte sich unsere Gruppe wieder in 2 Teile. Josef und ich fuhren mit Pia als „Sandwich-Kind“, wie sie sich selbst nannte, dann für fast 100km im Dreierpack.

Ich konnte nach und nach leider immer weniger Führungsarbeit leisten, da mir jetzt Müdigkeit und mangelnde Motivation zu schaffen machten. Umso mehr freute es Pia und mich, dass Josef nun zusätzliche Turbos zünden konnte und uns wie eine eiserne Lokomotive zur letzten Kontrollstelle Pizzaria Napoli in Reichraming zog. DANKE Josef!

Bei Weyer mussten wir, wie von Ferdi angekündigt, auf die andere Seite der Enns fahren und dem Enns-Radweg für ca. 10km folgen. Das brachte auch noch zusätzliche Höhenmeter aufs Konto, war aber auch einer der schönsten Streckenabschnitte des Tages – ganz nah an der türkis-farbenen Enns im meist schattigen Wald.

In der Pizzeria Napoli gönnten wir uns Kaffee und warteten auf den 2. Teil des Teams, das wenige Zeit später eintraf. Wir klärten unser Missverständnis von vorher und alles war wieder Paletti! Pia, Dietmar P., Josef und ich wollten den Tag nicht noch länger hinauszögern bzw. endlich ins Ziel kommen und wünschten den anderen einen guten Appetit beim Pizza-Essen. Die letzten 50km warteten – so wie schon beim 600er – noch mit ein paar harten Aufstiegen auf. Aber auch das meisterten wir, genauso wie einen Gewitter-Wolkenbruch 30 Minuten vor dem Ziel in Haid! Das Naß von oben und unten fand ich sogar angenehm, weil es eine willkommene Abwechslung und Kühlung war.

Die Emotionen beim Einbiegen zur Fussl-Tennishalle in Haid, wo andere Randonneure und das Organisations-Team uns herzlich empfingen, kann ich hier nicht beschreiben – einfach unvorstellbar schön und erleichtert, diese Riesen-Aufgabe gemeinsam im Team bewältigt zu haben – wissend, auch einiges dazu beigetragen zu haben!

Voller Stolz nahmen wir unseren Finisher-Pokal von Ferdi in Empfang und genossen nach dem Foto-Termin ein gutes Abendessen, das uns Edith bereitete und servierte!

An dieser Stelle vielen Dank an alle MitstreiterInnen bei diesem für mich einmaligen Erlebnis, an Ferdi, Edith, Kurt und alle anderen, die mitgeholfen haben, dieses 1000km-Brevet als eines meiner bemerkenswertesten und schönsten Eindrücke auf Ewigkeit in mein Hirn einzubrennen.

Und meine Anerkennung an alle LeserInnen dieses Blogs, die es bis hierher geschafft haben!

 

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