Slowenien-Prag-Slowenien

Slowenien-Prag-Slowenien

Slowenien-Prag-Slowenien

Letzte Woche nahm ich 3 Tage Urlaub um an einem Randonneurs Brevet teilzunehmen. Es startete am 7. Juli 2021 um 06:00 Uhr in Gornja Radgona (Slowenien), führte durch ganz Österreich bis Prag, der Hauptstadt von Tschechien. Von dort ging es über den Südosten von Tschechien (Hlinsko, Brünn) wieder retour nach Österreich und über das Burgenland und die Oststeirische Weinstraße zurück zum Ausgangspunkt. Es waren über 1.200 Kilometer mit ca. 11.000 Höhenmetern zu bewältigen.

Das Brevet war nicht als „Rennen“ geplant sondern sollte für mich eine Trainingsfahrt für die 1.000 Meilen durch Italien im August 2021 sein. Deshalb war es super, dass sich meine Kollegen die Tour auch in 4 Tagesetappen vorgenommen haben. Damit waren in der Nacht 4-5 Stunden Schlaf und Regeneration möglich. Nachdem diese Tour heuer meine erste Mehrtagesfahrt war, konnte ich vorher nicht einschätzen, wie es mir körperlich ergehen würde. Deshalb war ich total happy, dass die ersten 3 Tage bzw. 1000 Kilometer wirklich sehr problemlos verliefen – obwohl die Bedingungen nicht einfach waren. Oft große Hitze, dann über Stunden Schüttregen und Gewitter. Aber auch viele Stunden mit optimalen Radlwetter waren dabei!

Etappe 1

335 Kilometer: Gornja Radgona, Spielfeld, Graz, Leoben, Präbichl, Ybbs, Ottenschlag

Viele Teile dieser Strecke kannte ich bereits, weil ich sie vorher entweder zusammen mit Robert J. oder zum Teil im Fléche Autriche gefahren bin.


Etappe 2

387 Kilometer: Ottenschlag, Zwettl, Gmünd, Prag, Hlinsko

Das Waldviertel präsentierte sich am Vormittag mit wunderschönen sonnigen Stunden und viel Farbenspiel. Wald, Wiesen, Kornfelder/blumen.

In Tschechien waren es eher gemischte Gefühle. Die Landschaften selber mit einigen Seen an der Strecke waren großartig. Die Straßen, die offiziell für diesen Brevet zu nutzenden Straßen waren allerdings zum Teil sehr stark befahren und als Radfahrer hatte man sehr wenig Platz am Straßenrand. Einige extreme Stücke konnten wir durch alternative Streckenführung ausweichen.

Die Ankunft in Prag auf der Karlsbrücke fühlte sich gut an, hatten wir doch den nördlichsten Punkt und damit Wendepunkt der Tour erreicht. Die Navigation wieder raus aus der Stadt in dichtem Verkehr und meist ohne Radwege war nicht so toll.

In der zweiten Nacht hatten wir – nach vielen Regenstunden und noch ca. 20 zusätzlichen Kilometern und etlichen Höhenmetern, weil Originalstrecke gesperrt – in unserer Unterkunft auch keinen Strom und Warmwasser. Naja! Richtige Randonneure würden sowas ja generell nicht in Anspruch nehmen ;-). Wir schliefen trotzdem wie die Murmeltiere …


Etappe 3

316 Kilometer: Hlinsko – Brünn – Hohenau/March – Eisenstadt

Dieser 3. Tag war durch optimales Radlwetter geprägt und die Landstriche, die wir in Tschechien durchquerten waren wirklich wunderschön und abwechslungsreich. Am späteren Nachmittag kamen wir wieder in Österreich (Hohenau an der March) an und hatten dann noch ca. 150 Kilometer bis Eisenstadt zu bewältigen. Im Team schafften wir das recht gut und konnten dann nach der Ankunft im Etappenziel in einer gemütlichen Pension wieder „zu Menschen machen“ – was die Nacht vorher ja nicht gut möglich war.


Etappe 4

186 Kilometer: Eisenstadt, Oberpullendorf, Güssing, St. Anna, Bad Radkersburg

Der letzte Tag war dann richtig hart für mich – und ich denke, ich war da nicht der einzige. Die Hitze war wieder unerträglich, meine Beine waren schon geschwollen und es gab noch einige schwierige Höhenmeter zu bewältigen. Hier zeigt sich dann der Randonneurs-Geist! Die Gruppe arbeitete sehr gut zusammen und schaute, dass alle mitgenommen werden. So schafften wir unser gemeinsames Ziel am Samstag Abend und feierten bei gutem Essen und Trinken unseren Erfolg!


Danke!!!

Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die es ermöglicht haben, diese unvergesslichen Tagen erleben zu können. Danke an Ferdinand Jung, unseren österreichischen Randonneur-Präsident (er war natürlich auch als aktiver Teilnehmer beim Brevet dabei), der anhand der vorgegebenen Streckenführung viele Unwegsamkeiten (Baustellen, Sperren, etc.) schon im Vorfeld umplanen konnte und die Beherbergung und Verpflegung an den täglichen Etappenzielen sowie ein Begleitfahrzeug, das uns an den vorgegebenen Kontrollpunkten mit Wasser und anderen notwendigen Dingen versorgen konnte, organisierte. Danke an Werner B., den Fahrer des Begleitfahrzeuges, der immer wieder für Nachschub an Wasser und Lebensmitteln sorgte, uns an den Kontrollpunkten wirklich tatkräftig unterstützte und uns mit seiner netten Art immer wieder aufmunterte, auch wenn es mal nicht so toll ging beim Radeln!

Und nicht zuletzt danke an alle meine Teamkollegen, die mich immer wieder motiviert, mich zum Mit- und Durchhalten angespornt und mich auch tatsächlich – vor allem am letzten Tag über weite Stücke – im Windschatten mitgezogen haben! Ohne euch wäre es erstens nicht so lustig und zweitens unmöglich gewesen, dieses Vorhaben zu beenden!


Fazit

Ich denke, dass ich bei der Verpflegung keine Fehler gemacht habe!
Vor allem auf ausreichend Trinken und Salz+Elektrolyte habe ich geachtet! Wie immer war Vespa alle 3 Stunden meine Kraftquelle. In einer meiner Trinkflaschen hatte ich 2 bis 3 mal täglich 25 Gramm Winforce Carbs, die ich an energiefressenden Passagen zu mir nahm.

Ansonsten waren diese 3 Tage auch wieder „kulinarisch“ ein Genuss für mich. Das kann sich nun wahrscheinlich niemand vorstellen, aber so ein Schinken-Käse-Toast, Wurstsemmel, das eine oder andere Stück Kuchen und sogar eine Portion Pommes Frites sind für mich so außergewöhnlich – weil ich solche Sachen seit Beginn meines Diabetes nicht mehr gegessen habe – und daher liebe ich solche Tage auf dem Rad, wo ich ohne auf meinen Blutzucker schauen zu müssen, ein paar Kohlenhydrate verschlingen kann und muss! Apropos Blutzucker: Ich hatte ein CGM dabei und meine Zuckerwerte waren so stabil, wie ich sie gerne hab!

Und das Beste kommt zum Schluss: Heute – 2 Tage nach dieser extremen Belastung – ist mein Regenerations-Niveau schon wieder so gut, dass ich an eine weitere Tour denken kann. Nur der Kopf spielt noch nicht mit …


Fotos von unterwegs