5. Haid-Glockner-Haid 1000 km Brevet – Tag 1

5. Haid-Glockner-Haid 1000 km Brevet – Tag 1

5. Haid-Glockner-Haid 1000 km Brevet – Tag 1

1000km-Brevet-Tagebuch Tag 1 – Freitag, 15.06.2018
Strecke: Ansfelden – Attersee – Wolfgangsee – Strobl – Postalm – Annaberg – Bischofshofen – Großglockner – Obervellach – Spittal an der Drau (ca. 360km, ca. 5000hm, unterwegs von 05:00 – 21:30)
Wetter: besser geht’s nicht!
Zusammenfassung: Start mit Hindernissen, der Großglockner motiviert!

Am Vorabend des Brevets war eine verpflichtende Fahrerbesprechung am Startort Haid/Ansfelden um 18:00 Uhr angesetzt. Ich hatte am Donnerstag ziemlichen Stress, dass ich meine 7 Zwetschken packte und rechtzeitig dort ankam. Die Informationen, des Organisators Ferdinand Jung waren jedoch sehr hilfreich für die kommenden Tage. Nach der Besprechung gleich schlafen gehen und um 3:30 wieder aufstehen – und … Sch… ziemliches Halskratzen! Oh Oh dachte ich, hoffentlich nicht wieder so ein Infekt wie auf G.C., der da auf mich zukommt. Es gab die Möglichkeit, ein Gepäckstück an die vorgesehenen Schlafstellen transportieren zu lassen. Beim Packen dafür, bin ich gleich mal drauf gekommen, dass ich einen Teil meiner notwendigen Selbstversorger-Nahrung zu Hause vergessen hatte. War also Improvisieren angesagt.

Start um 05:00 Uhr und los ging’s Richtung Südwesten, dem Großglockner entgegen. Ich brauchte einige Zeit, bis mein System einigermaßen auf Touren kam und dieses Halskratzen machte mir Sorgen. Unterwegs passierten wir den nun schon sehr gut bekannten Attersee und dann gings gleich mal zur Sache, auf die Postalm wo sich bereits die ersten 1000 Höhenmeter sammelten. Kurz vor der Bergankunft blockierte der Antrieb meines Rades, weil sich das Zahnkranzpaket leider gelockert hat. Also Hinterrad ausbauen, Zahnkranz mangels Werkzeug (wer nimmt auch schon dieses Spezialwerkzeug mit auf Tour) behelfsmäßig festigen und beim weiteren Bergauffahren so wenig wie möglich Druck geben um über den Berg zu kommen. Bis zur Postalm bin ich mit meiner altbekannten Gruppe – mittlerweile kann man schon von Team sprechen – unterwegs gewesen. Die waren am Berg vorher besser motiviert als ich und waren einige Minuten vor mir. So haben sie nichts von meinem „Hardware“-Problem mitbekommen und sind verständlicherweise weiter gefahren. Deshalb war ich für die nächsten ca. 20km allein unterwegs, da auch noch keine nachkommenden Kollegen sichtbar waren. Ich überlegte, was ich tun sollte. In Abtenau gäbe es ein Radgeschäft, die mir den Zahnkranz wieder richtig befestigen könnten, das lag aber nicht so richtig auf der Strecke. Deshalb „gambelte“ ich und hoffte auf ein passendes Werkzeug bei der Kontrollstelle 2 Annaberg. Ich hatte tatsächlich Glück und im Tour-Bus von Ferdinand war ein Werkzeugkoffer mit dem passenden Zahnkranzschlüssel und sogar eine Kettenpeitsche zur professionellen Montage! Problem gelöst – große Erleichterung!

Nach der kurzen Pause an der Kontrollstelle fuhr ich gemeinsam mit 2 nachkommenden Kollegen recht zügig weiter zur nächsten Kontrollstelle in Bruck ad. Glocknerstraße. Dabei nächster Defekt: die Halterung meines Garmin Radcomputers gab ihren Geist auf und ich hatte nichts dabei um ihn irgendwie wieder befestigen zu können. Deshalb musste ich ihn verstauen und fuhr quasi „blind“ weiter. Das ist für mich ein gewisses Problem, da ich versuche nach Watt-Leistung zu fahren, um mich nicht zu übernehmen. Solange man hinten im Windschatte fahren kann, ist es kein Problem, aber die Einschätzung der Geschwindigkeit und zugehöriger Belastung vorne im Wind ist schwierig. In Taxenbach hab ich meine Kollegen weiter geschickt, und hab ein Tixo gekauft, mit dem ich den Garmin wieder sichtbar montieren konnte. Die letzten Kilometer nach Bruck wieder alleine. Dort draf ich meine ursprünglichen Team-Kollegen, die grade wieder kurz vor dem Aufbruch zur nächten Etappe waren. Ein schneller doppelter Espresso ging sich aber für mich auch noch aus und gemeinsam ging es nun zur heutigen „richtigen“ Bergwertung – auf den Großglockner mit 2.500m Seehöhe.

Zu Beginn des Anstieges bei Ferleiten ein kurzer Körper-Scan von oben bis unten: Mental sehr gut drauf durch die wunderschöne Landschaft und Natur am und rund um den Glockner und dem Wissen, dass mein Radl wieder fit ist. Das Halskratzen war weg! Große Freude! Rücken und Hintern verhalten sich ruhig! Oberschenkel und Wadeln fühlen sich gut an! Also steht einem kraftvollen Aufstieg nichts mehr im Weg. Mit einer durchschnittlichen Leistung um die 200 Watt pedaliere ich einen Höhenmeter nach dem anderen hoch Richtung Fuschertörl und genieße die wirklich fulminanten Aussichten auf den in Wolken verhüllten Glockner-Gipfel und die herumliegende Bergwelt. So muss Radeln … Am Fuschertörl angekommen, nehme ich mir eine kurze Pause zum Genießen des Gefühls, es bis hierher geschafft zu haben und lasse mich von einem Motorradfahrer knipsen, der meinte eine 1.000km Tour, wie wir sie vorhaben, ist selbst für M-Biker eine Herausforderung. Dann geht’s kurz bergab um dann über eine letzte Gegensteigung bei der Kontrollstelle 4 nach ca. 260km am Hochtor von Kurt, der sich bei „seinen“ Kontrollstellen so toll um die Randonneure kümmert, mit Applaus empfangen zu werden.

Nach dem obligaten Auffüllen der Wasserflaschen und einer Foto-Session wird alles was an Kleidung mit auf den Berg geschleppt wurde, nun angezogen, da eine lange Abfahrt bis Heiligenblut bei niedrigen Temperaturen (ca. 7°) bevorsteht. „Wenigstens hat das zusätzliche Gewicht im Saddlebag doch einen Sinn gehabt“ dachte ich mir. Die Abfahrt vom Hochtor bis Heiligenblut war wohl eine der schönsten Momente bei diesem Brevet. Die flowigen Kehren und der gute Asphalt eingebettet in dieser einmaligen Natur und Bergwelt zeichneten einen Dauergrinser in mein Gesicht. In Heiligenblut wird die Zusatzkleidung wieder verstaut und gemeinsam mit dem Team werden die letzten 100 km über Winklern und Obervellach nach Spittal ad. Drau recht flott abgespult. Dort werden wir anerkennend von Randonneurs-Kollegen, die schon ihr Abendessen genießen, und von Ferdi, der sich dann gleich um unser Wohl sorgen wird, in Empfang genommen.

 

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